Bekanntlich passieren im Sport die verrücktesten Dinge. Beim Fußball führt eine Mannschaft zur Halbzeit mit 3:0 und gibt das Spiel dann doch noch aus der Hand oder auch der große Favorit im Tennis patzt mal gegen einen vermeintlichen Underdog. Doch handelt es sich hierbei immer um Ausrutscher? Oder hat die Sportwetten Mafia damit etwas zu tun? Sport, und insbesondere Fußball, ist ein Milliardengeschäft, was natürlich auch allerhand Kriminelle anlockt. Dass es die „gefixten“ Spiele tatsächlich gibt, dürfte spätestens nach der „Hoyzer-Affäre“ im Jahr 2004 in Deutschland überall bekannt sein. Doch auch die Fußballverbände rüsten immer stärker auf, um der Sportwetten Mafia das Handwerk zu legen.
Die Sportwetten Mafia in Deutschland
Deutschlandweit sorgte Robert Hoyzer für den wohl größten Wettskandal der vergangenen Jahre. Betroffen war am 21. August 2004 die DFB-Pokal-Partie zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Der HSV verabschiedete sich damals mit einer 2:4 Niederlage beim Regionalligisten, nachdem in der regulären Spielzeit zwei sehr zweifelhafte Elfmeter für die Gastgeber gegeben wurden. Darüber hinaus wurde der HSV-Spieler Emile Mpenza wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz gestellt. Im Nachhinein wurde diese Strafe aber fallen gelassen. Ein halbes Jahr später stritt Robert Hoyzer die Vorwürfe der Spielmanipulation ab, erklärte aber gleichzeitig sein Amt als Schiedsrichter niederzulegen. Nur wenige Tage später ließ er die Rückgabe der Schiedsrichterlizenz anfechten, da er angeblich nur auf Druck des DFB unterschrieben habe. Wenige Wochen später brach er aber ein und gestand die Spielmanipulation gegen den Erhalt von Sach- und Geldzuwendungen, um anderen Mitwissern den Erfolg bei Sportwetten zu ermöglichen.
Für ganz Fußballdeutschland war diese Nachricht ein Schock, denn niemand hatte bis dato damit gerechnet, dass manipulierte Fußballspiele auf so hoher Ebene stattfinden würden.
Auch im Amateur-Bereich wird manipuliert
Stark betroffen ist von den Spielmanipulationen auch der Amateur-Bereich. Dabei sind es nicht immer unbedingt die Schiedsrichter, sondern teilweise auch ganze Mannschaftsteile, die an der Manipulation mitwirken. In Hamburg wurde vor einiger Zeit speziell für diesen Fall eine eigene Kommission gegründet, die sich mit der Bekämpfung der Wettmanipulation beschäftigt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Wettanbietern, wie zum Beispiel Tipico. Der prominente Buchmacher führt in der Hansestadt zahlreiche Shops und ist daher auch für viele Betrüger eine wohl bekannte Anlaufstelle. Im Zuge dessen werden ungewöhnlich hohe Einsätze vom Buchmacher an den Verband gemeldet, der dann eine umfangreiche Prüfung einleitet. Ganz aus dem Programm nehmen wollen die Buchmacher die Wetten auf den Amateur-Bereich allerdings nicht.
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Die Hälfte aller Wetten sind Fußballwetten
Die beliebteste Sportart der Wettgemeinde ist und bleibt der Fußball. Natürlich wird auch auf andere Sportarten gesetzt, doch der Fußball ist diesen deutlich überlegen. Rund 50 Prozent aller abgegebenen Sportwetten wird auf Fußballspiele platziert. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Spielen in Peking gingen 2008 innerhalb von zwei Wochen knapp 900 Millionen Euro bei den Wettanbietern ein. Bei einem Spiel von Barcelona gegen Manchester United dauerte es hingegen lediglich 90 Minuten, bis eine Summe von über einer Milliarde Euro Umsatz über das Internet zusammenkam. Das Problem der verbände und Wettanbieter ist in dieser Zeit aber ihr eigenes System, denn es können weltweit rund um die Uhr Wetten abgegeben werden, die eine Kontrolle der Einsätze und Spiele fast unmöglich machen. So verzeichnen die Anbieter regelmäßig Jahresumsätze von 400 Milliarden Euro und mehr. Aus diesem Grund werden externe Firmen hinzugezogen, die sich mit der Analyse von Wetteinsätzen beschäftigen.
„Sportradar“ überwacht die Partien
Eine dieser Firmen ist das Londoner Unternehmen „Sportradar“. Hierbei handelt es sich um ein Early-Warning-System, also ein Frühwarnsystem für Sportwetten. „Sportradar“ beobachtet weltweit mehrere tausend Spiele im Jahr und analysiert anhand dieser Daten unübliche Einsätze bei den Buchmachern. Diese überprüfen die Warnungen und nehmen das Spiel, wenn nötig, aus dem Programm. Neben dem Fußball sind aber natürlich auch andere Sportarten von einem derartigen Problem betroffen. Erst vor einigen Tagen kam heraus, dass zahlreiche Tennis-Größen wohl schon über mehrere Jahre regelmäßig Spielabsprachen vorgenommen haben. Es ist von „Top 15“ Spielern die Rede und davon, dass insgesamt 15 der besten 60 Spieler manipuliert haben sollen. Konkrete Namen sind bislang aber noch nicht an die Öffentlichkeit gekommen.
Asien als Türöffner
Die großen Gewinne aus manipulierten Spielen scheffelt die Sportwetten Mafia vor allem in Asien. Hier handhaben die Buchmacher ihre Buchführung etwas anders und finanzieren sich durch Staatsunterstützung lediglich über ihre Umsätze. Das bedeutet natürlich, dass hier enorm hohe Einsätze zugelassen werden und nicht selten eine Million Euro und mehr über den Tisch gehen. In Metropolen wie Hongkong boomen die Sportwetten und auch die Einflüsse werden immer größer. Derart große Summen werden in der Regel natürlich nur dann platziert, wenn man sich zu einhundert Prozent sicher sein kann. Das wissen die Buchmacher in Asien sicherlich auch, allerdings handelt es sich hierbei erstens nicht immer um legale Anbieter und zweitens haben diese mit den Regelungen auf der anderen Seite der Erde relativ wenig am Hut. Wie bei der Sportwetten Mafia auch steht hier schließlich der Gewinn im Vordergrund.
Vor allem untere Ligen betroffen
Größtenteils wird von der Sportwetten Mafia natürlich der Amateur-Bereich anvisiert. Hier sind die Spielergehälter gering und die Kicker gehen neben ihrem Sport auch noch einer geregelten Arbeit nach. Die Vorteile liegen also auf der Hand, denn für einen Amateur sind zum Beispiel 10.000 Euro eine ganze Stange Geld, während Bundesligaspieler über diese Summe wohl nur Schmunzeln würden. Schon mehrfach wurden die Buchmacher daher dazu aufgefordert, den Amateur-Bereich aus ihrem Portfolio zu entfernen. Da aber natürlich auch hier eine ganze Menge Gewinne eingefahren werden, kommt dieser Schritt für die Bookies bislang nicht in Frage.
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